Chai Chillum Chapatti
Das Leben am Fuss des Himalayas
Samstag, 22. Mai 2010
Der Schock des Tages:
Blutiges Massaker im Hühnerstall! Ich dachte morgends noch „ohh, die schlafen ja noch!“ Ja, und wie tief! Der Marder war da, hat es irgendwie geschafft sich unter dem Gitter durchzuquetschen und dann hat er alle 9 Kücken ausgesaugt und nur deren Köpfe gefressen. ARSCHLOCH! So sassen Baba, die zwei Hunde, der Kater und ich erstmal geschockt und ratlos vor dem Hühnerstall. Wieder etwas dazu gelernt. Es leben mehr wilde Wesen da draussen, als man sich so denkt. Ich hätte eher erwartet, dass die Leoparden einen unserer Hunde fressen. Nachdem wir die Kadaver verbrannt haben sind wir in die Stadt runtergedüst und auf dem Markt sahen wir ganz süsse, richtige Farmkücken, konnten nicht widerstehen und haben einen Karton voll mitgenommen. Die anderen Küken waren nämlich Pseudo-Farm-Kücken, denn wir stellten irgendwann einmal fest, dass die der Chickenman einfach nur angemalt hatte. Mit Henna oder so wahrscheinlich. Aber hier wundert mich gar nichts mehr, nachdem mir der Tierarzt auf Anfrage für die Sterilisation der Hündinnen die Pille für den Tag danach in die Hand gedrückt hatte. Unwanted 72 stand da drauf... fies... Auf dem Rückweg kam uns der Oompa-Loompa mit seinem Freund auf dem Motorrad entgegen gefahren. „Wir fahren in die Beeeergeeee“ Soviel zum Thema Ziegeneintopf. Auch gut, mag ich nämlich nicht besonders.

Oben an der Hauptstrasse, wenn man das so nennen kann, war der Hochzeitstrubel full on. Die Frauen in ihren schönsten Sarees, bezaubernd, die Männer, alle zusammen strunzbesoffen. In Europa ist mir das nicht so aufgefallen, aber hier führen sie generell lautstarke Selbstgespräche. Gut, dass ich so gut wie nichts verstehe, mit Gelalle noch weniger. Und dann liegen am Strassenrand links und rechts Alkoholleichen. Dass die sich nicht schämen, in so einem kleinen Dorf, wo jeder jeden kennt! Kann mich schon einmal an den Anblick gewöhnen, denn bald sind irgendwelche Wahlen, bei denen die Wähler mit Alk umworben werden. Seufz!

Baba blieb noch oben sitzen und ich ging heim. Auf dem Weg wurde mir ein Kind von zwei Männern anvertraut. „Gehst doch runter ins Dorf, oder?“ „Yes“ „Gut, bring die mal Heim“ Ich wohne jedoch am Anfang vom Dorf und das Mädchen ganz unten. Wusste ich aber nicht. Also, den meisten Kindern hier fehlt eine gehörige Portion Selbstvertrauen, war sehr nett zu ihr, habe sie nach ihrem Namen gefragt usw. NIX. Stumm, wie ein Fisch. Aber den Kaugummi hat sie sich gleich in den Mund gesteckt. So, den steilen Weg ins Dorf runter, bei mir am Haus vorbei, 2 km noch. Pushpa der Kater ist auch mit uns runter. Mann, so ein schönes Dorf! Dank dieses kleinen Mädchens lernte ich endlich einmal die Dorfidylle im Sonnenuntergang kennen, mit den kleinen Kumaoni Häusern, den Dorftempeln, der Wasserquelle.... Wunderschön! Der Weg zurück war ganz schön anstrengend. Naja, schon Sport getrieben für heute.