Chai Chillum Chapatti
Das Leben am Fuss des Himalayas
Sonntag war also Jam Session. Seit dem fühen Morgen rannte ich rum, wie ein aufgescheuchtes Huhn. Seit wir Hühner haben, verstehe ich auch, wie diese Redewendung zustande gekommen ist. Ich gackerte, scharrte und schüttelte mich genauso wie sie. Das ist bei jeder Jam Session so. Putzen und Kochen, wie wild. Frag mich, warum ich immer so nervös werde, wenn doch immer alles ganz reibunglos über die Bühne geht.
Auf unser Plakat hatten wir ab 16 Uhr geschrieben. Irgendwann um 6 erschien dann Patrick als erster. Er hatte wieder von seinem Charas-Ghee genascht und wartete gespannt darauf, dass der Effekt einsetzte. Jedesmal wenn er kommt fragt er, wann wir denn nun endlich die Hühner braten. „Nix braten, Eier legen!“
Die Musik lief aus dem Ipod, war ja keiner da zum jammen. Wir sassen mit Patrick im Wohnzimmer und tranken Vodka mit Limca. Zwei Stunden später oder so, erschien dann Dominic. „Ich war grad bei der Rainbow Family, keine Ahnung, ob die kommen.“
Die Rainbows sind ein Peace and Love New Age Hippiemovement, dass in den 60ern in den USA begonnen hat. Nicht materialistisch, mit dem Minimum leben usw.... aber HA! Seh die andauernd Schoko-Milchshake schlürfend im Mohan´s sitzen! Naja, sind sehr nette Menschen, tun keinem was, und sind ausserdem äusserst kreativ und musikalisch. Dank ihnen wurde die letzte Jam tatsächlich zur Jam, denn es wurden kräftig Rainbow Songs eingestimmt.
Ich persönlich, habe mittlerweile eine Art Scheu zu sämtlichen Kollektiven entwickelt. Schliesslich geht es doch nur darum ein glücklicher und respektvoller Mensch zu sein. Denn wenn man selber glücklich ist, kann man auch andere glücklich machen und dazu braucht man nicht unbedingt ein Kollektiv. Ausserdem ist auf die eine oder andere Art und Weise immer das (spirituelle) Ego präsent. Komm ich nicht mit klar. Ich versuche z.B. Menschen mit einer tollen Zeit bei uns Zuhause glücklich zu machen.
So, nun waren wir also schon zu viert. Dann kam Giancarlo, ein guter Italienischer Freund, mit dem wir hier früher monatelang das Guesthouse teilten, in dem wir lebten bis unser Haus fertig war, gefolgt von einer Truppe von Israelis. Die Israelis wohnten im selben Guesthouse wie er. Sie liessen sich auf den Matratzen auf der Terrasse nieder und bestellten Essen und Getränke. Alle waren sehr begeistert von all unserem leckeren Essen. Das freut das Herz! Dominic lobte uns besonderst für die Kanarischen Kartoffeln mit den Dipps. Baba und ich waren in der Küche am machen und tun.
Diese hier waren äusserst nette und zuvorkommende Israelis, sie schienen aktiv gegen dien sonst so schlechten Ruf der Israelis anzukämpfen, indem sie sich besonders höflich und gesellig verhielten. Von Guesthousebesitzern wegen ihrer Intoleranz und unersättlichen Partylust gefürchtet, gibt es nicht selten einen Tarif für „normale“ Touristen, und einen Höheren für Israelis. Diskriminierung! Hier war also eine nette Truppe zusammengekommen, und als alle satt waren, schlug Baba vor einen Film zu schauen. Spielte ja sowieso keiner Musik. Also mutierte die Jam Session kurzerhand zur Movie Session, auch gut!