13. Mai 10 | uma devi
Patty ist tot. Ist wohl besser so, war nicht schön mit anzusehen. Das arme Kücken, jedes Mal wenn es Wasser getrunken hat, ist die Brühe aus dem Loch am Hals wieder rausgelaufen. Desinfizieren und Verbinden hat auch nichts weiter gebracht. Nun bin ich also doch zum Kückenmörder geworden oder zumindest bin ich die Komplizin des Verbrechens. Werde ich nun in meinem nächsten Leben als Batterielegehenne wiedergeboren?
Wir haben neue Gäste, ein Pärchen aus Israel. Scheinen ganz nett zu sein. Bin gestern sogar aus dem Haus gegangen, denn seit der kleine Shop direkt bei uns gegenüber aufgemacht hat, wo man Zigaretten und Schokolade kaufen kann, zieht es mich kaum noch hoch ins Dorf. Schön in einem Haus zu leben, wo man nie raus will. Wir sind also ins Moonlight Guesthouse, das auf der anderen Seite des Berges liegt, um einpaar Freunde zu besuchen. Bruno ist wieder da, ein guter Freund, der die meiste Zeit des Jahres hier in Indien verbringt. Er hat mein Herz Purzelbäume schlagen lassen, denn er hat mir doch glatt eine Flasche französischen Rotwein mitgebracht. Das ist etwas, was ich schon vermisse, guten Wein.... und Käse. Die Inder stellen ja nur diesen Paneer her, der so wie der Mozzarella, eigentlich nach nicht viel schmeckt. Ach ja, und dann gibt da noch den Plastik-Scheiben/Schmelzkäse mit ganz vielen Es drin :-(
Schon komisch, dass hier noch keiner auf die Idee gekommen ist, mal einen richtigen Käse herzustellen, soviel Milch wie die hier konsumieren....
Ich glaube, ich habe, neben meinem Recycle Art Beruf, demnächst einen neuen Job. Mir wurde gestern per Telefon angeboten den Kundenservice für eine Trekking Agentur hier zu übernehmen und aussserdem für deren Webpage die Texte für die Routen zu verfassen. Aber wir sind ja in Indien, also erst einmal abwarten und Chai trinken, man kann NIE wissen!
Wir haben neue Gäste, ein Pärchen aus Israel. Scheinen ganz nett zu sein. Bin gestern sogar aus dem Haus gegangen, denn seit der kleine Shop direkt bei uns gegenüber aufgemacht hat, wo man Zigaretten und Schokolade kaufen kann, zieht es mich kaum noch hoch ins Dorf. Schön in einem Haus zu leben, wo man nie raus will. Wir sind also ins Moonlight Guesthouse, das auf der anderen Seite des Berges liegt, um einpaar Freunde zu besuchen. Bruno ist wieder da, ein guter Freund, der die meiste Zeit des Jahres hier in Indien verbringt. Er hat mein Herz Purzelbäume schlagen lassen, denn er hat mir doch glatt eine Flasche französischen Rotwein mitgebracht. Das ist etwas, was ich schon vermisse, guten Wein.... und Käse. Die Inder stellen ja nur diesen Paneer her, der so wie der Mozzarella, eigentlich nach nicht viel schmeckt. Ach ja, und dann gibt da noch den Plastik-Scheiben/Schmelzkäse mit ganz vielen Es drin :-(
Schon komisch, dass hier noch keiner auf die Idee gekommen ist, mal einen richtigen Käse herzustellen, soviel Milch wie die hier konsumieren....
Ich glaube, ich habe, neben meinem Recycle Art Beruf, demnächst einen neuen Job. Mir wurde gestern per Telefon angeboten den Kundenservice für eine Trekking Agentur hier zu übernehmen und aussserdem für deren Webpage die Texte für die Routen zu verfassen. Aber wir sind ja in Indien, also erst einmal abwarten und Chai trinken, man kann NIE wissen!
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12. Mai 10 | uma devi
Nach dem Aufstehen habe ich als erstes nach Patty geschaut. Alle Küken schienen die Nacht im Karton gut überstanden zu haben. Patty sah zwar nicht wirklich fit aus, aber sie lebte.
Ich bin ja relativ spät aufgestanden, acht Uhr. Normalerweise ist die Nacht um 6 Uhr zu Ende, denn dann wollen die Hunde raus. Doch Baba hatte sich erbarmt aus dem Hochbett zu klettern und alle rauszulassen, um dann noch eine Runde weiterzupennen. Ich hätte ja liebend gerne draussen eine Hundehütte, aber das geht leider nicht, wegen den Leoparden. Die fressen nämlich jedes Jahr ca. 20 Hunde hier im Dorf.
Die Frau, die uns jeden Tag das Trinkwasser von einem 1,5 km entfernt gelegenen Quellbrunnen holt war schon da, und hatte den Kanister vor die Tür gestellt. Unsere Milch war auch schon da, die kommt auch jeden Tag frisch von der Büffelkuh. Also erstmal Kaffee machen und die Milch abkochen. Endlich habe ich dazu gelernt und bleibe nun neben dem Milchtopf stehen, bis sie kocht, denn die Milch wartet nur darauf, dass ich mal kurz was anderes mache, um dann in aller Ruhe überzulaufen und die ganze Küche zu verdrecken. Oh, heute Lust auf Müsli mit Joghurt und Honig! Leider hatte ich das letzte Mal vergessen den Deckel richtig auf das Honigglas zu schrauben und zu meinem Entsetzen klebte eine gesamte Ameisenkolonie in meinem leckeren ayurvedischen Honig. Manno! Ach, egal, Ameisen rausfischen und rauf damit auf´s Müsli!
Dann beschloss ich die Hühner im Wohnzimmer rennen zu lassen. Sie taten mir Leid in diesem Karton. Ich stellte fest, dass ich eine immer mehr sentimentale Beziehung zu ihnen aufbaute. Ob das wohl daran lag, dass ich die ganze Zeit an den Film Chicken Run denken musste? Kater und Hunde sperrte ich aus, um weiteren dramatischen Zwischenfällen vorzubeugen. Patty blieb im Karton sitzen, die anderen rannten Fliegen hinterher. Sehr praktisch, dachte ich. Diese hartnäckigen Fliegen schienen nämlich sogar gegen meinen deutschen Fliegenfänger immun zu sein und nervten ungemein.
Baba war inzwischen mit dem Motorrad los, um Material für den Stall zu besorgen. Nach einer Weile sperrte ich die Kücken ins Badezimmer, da konnten sie solange rumrennen, bis der Stall fertig sein würde. Patty kam dort dann doch noch aus dem Karton, schien aber ihrem Gesichtsausdruck nach lieber in einer Ecke zu meditieren, als hühnerartigen Tätigkeiten nachzugehen.
Nach den Hausarbeiten widmete ich mich meiner neuen Einkommensquelle: Recycling Art mit Coladeckeln. Zuerst die Deckel flach hämmern, dann das Gummi der Innenseite rausfummeln, danach bemalen und dekorieren und daraus dann ein Mobile basteln. Hätte ich ja nie gedacht, aber ich habe tatsächlich schon die ganze Kollektion verkauft, und zwar an einpaar Spanier, die hier waren und mit denen wir uns angefreundet hatten. Die veranstalten in Madrid in ihrer Bar so eine Art Bazar für karitative Zwecke. Die meinten, wenn sich das gut verkauft, muss ich mehr davon schicken. Supi! Also ran an die Arbeit!
Baba kam und kam ewig nicht zurück. Als er dann endlich strahlend in der Tür stand, meinte er ganz stolz: „Ich hab gerade unseren ganzen Yak Käse an einen reichen Typ aus Goa verkauft!“ Juhu! endlich hatten wir das Ding los, bevor es anfängt zu schimmeln. Das war unsere andere Einkommensquelle, der Yak Käse. Doch der hatte sich dann doch nicht so gut verkauft wie wir dachten. „Schön, und wo ist der Kram für den Stall?“ wollte ich wissen. Denn das wäre doch einmal wieder typisch Baba gewesen, geht was erledigen und kommt dann mit was ganz anderem zurück. „Hab ich oben in Batschi´s Shop gelassen, hol ich nachher.“ „Ach so. Gut!“ also kein Grund um ärgerlich zu werden.
Leider hat Baba den Rest des Abends gekotzt und ich musste den Stall selber fertigbauen. Bin ganz stolz, das Ding steht!
Ich bin ja relativ spät aufgestanden, acht Uhr. Normalerweise ist die Nacht um 6 Uhr zu Ende, denn dann wollen die Hunde raus. Doch Baba hatte sich erbarmt aus dem Hochbett zu klettern und alle rauszulassen, um dann noch eine Runde weiterzupennen. Ich hätte ja liebend gerne draussen eine Hundehütte, aber das geht leider nicht, wegen den Leoparden. Die fressen nämlich jedes Jahr ca. 20 Hunde hier im Dorf.
Die Frau, die uns jeden Tag das Trinkwasser von einem 1,5 km entfernt gelegenen Quellbrunnen holt war schon da, und hatte den Kanister vor die Tür gestellt. Unsere Milch war auch schon da, die kommt auch jeden Tag frisch von der Büffelkuh. Also erstmal Kaffee machen und die Milch abkochen. Endlich habe ich dazu gelernt und bleibe nun neben dem Milchtopf stehen, bis sie kocht, denn die Milch wartet nur darauf, dass ich mal kurz was anderes mache, um dann in aller Ruhe überzulaufen und die ganze Küche zu verdrecken. Oh, heute Lust auf Müsli mit Joghurt und Honig! Leider hatte ich das letzte Mal vergessen den Deckel richtig auf das Honigglas zu schrauben und zu meinem Entsetzen klebte eine gesamte Ameisenkolonie in meinem leckeren ayurvedischen Honig. Manno! Ach, egal, Ameisen rausfischen und rauf damit auf´s Müsli!
Dann beschloss ich die Hühner im Wohnzimmer rennen zu lassen. Sie taten mir Leid in diesem Karton. Ich stellte fest, dass ich eine immer mehr sentimentale Beziehung zu ihnen aufbaute. Ob das wohl daran lag, dass ich die ganze Zeit an den Film Chicken Run denken musste? Kater und Hunde sperrte ich aus, um weiteren dramatischen Zwischenfällen vorzubeugen. Patty blieb im Karton sitzen, die anderen rannten Fliegen hinterher. Sehr praktisch, dachte ich. Diese hartnäckigen Fliegen schienen nämlich sogar gegen meinen deutschen Fliegenfänger immun zu sein und nervten ungemein.
Baba war inzwischen mit dem Motorrad los, um Material für den Stall zu besorgen. Nach einer Weile sperrte ich die Kücken ins Badezimmer, da konnten sie solange rumrennen, bis der Stall fertig sein würde. Patty kam dort dann doch noch aus dem Karton, schien aber ihrem Gesichtsausdruck nach lieber in einer Ecke zu meditieren, als hühnerartigen Tätigkeiten nachzugehen.
Nach den Hausarbeiten widmete ich mich meiner neuen Einkommensquelle: Recycling Art mit Coladeckeln. Zuerst die Deckel flach hämmern, dann das Gummi der Innenseite rausfummeln, danach bemalen und dekorieren und daraus dann ein Mobile basteln. Hätte ich ja nie gedacht, aber ich habe tatsächlich schon die ganze Kollektion verkauft, und zwar an einpaar Spanier, die hier waren und mit denen wir uns angefreundet hatten. Die veranstalten in Madrid in ihrer Bar so eine Art Bazar für karitative Zwecke. Die meinten, wenn sich das gut verkauft, muss ich mehr davon schicken. Supi! Also ran an die Arbeit!
Baba kam und kam ewig nicht zurück. Als er dann endlich strahlend in der Tür stand, meinte er ganz stolz: „Ich hab gerade unseren ganzen Yak Käse an einen reichen Typ aus Goa verkauft!“ Juhu! endlich hatten wir das Ding los, bevor es anfängt zu schimmeln. Das war unsere andere Einkommensquelle, der Yak Käse. Doch der hatte sich dann doch nicht so gut verkauft wie wir dachten. „Schön, und wo ist der Kram für den Stall?“ wollte ich wissen. Denn das wäre doch einmal wieder typisch Baba gewesen, geht was erledigen und kommt dann mit was ganz anderem zurück. „Hab ich oben in Batschi´s Shop gelassen, hol ich nachher.“ „Ach so. Gut!“ also kein Grund um ärgerlich zu werden.
Leider hat Baba den Rest des Abends gekotzt und ich musste den Stall selber fertigbauen. Bin ganz stolz, das Ding steht!
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11. Mai 10 | uma devi
Um nochmal auf die Hühner zurückzukommen, also das war so:
Gestern war seit langem unser erster Tag allein im Haus. Sonntag Nachmittag ist unser letzter Gast gefahren. Es war schon komisch auf einmal gar niemanden um sich rum zu haben, aber auch einmal wieder schön, ganz für sich zu sein.
Unser Guesthouse ist eigentlich gar kein richtiges Guesthouse, wir haben nur zwei Zimmer, aber da es ein Haus ist und wir ein Zimmer an Gäste vermieten ist es eben auch doch irgendwie ein Guesthouse.
Also waren wir gestern bei unserer Nachbarin Champa zum Chai eingeladen. Wir sassen gemütlich auf ihrer Terrasse und plauderten, als ein Mann mit einem Riesenkorb auf dem Kopf banlanzierend um die Ecke kam. "Oh, der Hühnermann, wollt ihr Hühner kaufen?" fragte uns Champa.
Tatsächlich hockten in dem grossen Korb unzählige braune und graue piepsende Kücken, die ihre Köpfe durch das Netz steckten, das den Korb bedeckte. Der Assistent des Hühnermannes half ihm den Korb vom Kopf runterzuheben, damit wir sie uns von Nahem ansehen konnten. Die waren schon niedlich! Eigentlich wollte ich schon immer Hühner haben. Schon in Spanien hatte ich immer gesagt, dass wenn ich einmal ein Haus hätte, ich unbedingt drei Hühner haben wolle. Hühner sind doch nette Wesen und ausserdem legen sie leckere Frühstückseier.
"Was kosten die denn?" wollte Champa wissen. "30 Rupien das Stück." (das sind ca. 50 cent)
"Viel zu teuer!" meinte Champa und tat so, als sei sie nicht weiter interessiert. Am Ende wurde der Preis auf 25 Rupien runtergehandelt und so waren Champa und wir nun stolze Besitzer von jeweils vier plüschigen Kücken. Moti und Neela, unsere Hunde, waren ganz aufgeregt, und dachten wohl, dass das was da im Karton rumkratzt heute Abend auf den Tisch kommt. Das müssen wir denen ersteinmal beibringen, dass die Hühner unsere Freunde sind, und nicht gefressen werden dürfen! Ob das wohl unser unmöglicher Kater auch verstehen würde? Das ist nämlich ein ganz Wilder, klaut regelmässig aus der Küche wenn man nicht aufpasst, hat schon mehrere Vögel gefangen und gefressen, und eine ganze Mäusesippe, die wohl bei uns in der Nähe gehaust hat, an einem einzigen Abend ausgerottet. Mit einem Skorpion hat er auch schon rumgespielt, den haben wir ihm dann aber vorsichtshalber doch weggenommen. Den Kater haben wir vor einem halben Jahr übrigends auch von Champa adoptiert. Er war ein Waisenkind, gerade einmal 3 Wochen alt und noch viel kleiner als die Kücken. Champa war davon überzeugt er sei eine Katze und hat ihn Pushpa getauft. Pushpa bedeutet Blume in Sanskrit. Nun hat unser Kater eben einen Mädchennamen. Dabei dachte ich mir das schon, den rote Katzen sind normalerweise nie weiblich. Hoffentlich hat das mit den Hühnern besser hingehauen und ich hab nachher nicht 4 Hähne, die uns morgends um vier krähend aus dem Bett schmeissen. Daheim angekommen, kam ich auf die geniale Idee Pushpa ein Kücken vor die Nase zu halten und ihm zu erklären, dass das nicht gefressen werden darf. Noch bevor ich erste Wort herausbrachte, hatte Pushpa schon wortwörtlich in das Kücken gebissen. Unglaublich! Ich schrie und jagte Pushpa zum Teufel. Er liess das Kücken, das wir Patty getauft hatten, los und versteckte sich. Das Kücken rannte ganz verstört hin und her. Als wir es endlich eingefangen hatten, sahen wir, dass es ziemlich stark am Hals blutete und Pushpa mit seinen Reisszähnen ein Loch durch einen Knochen gebohrt hatte. Armes Ding! Kein gutes Karma! Bin ich nun ein Kückenmörder? Schnell in die Küche, Gelbwurzpulver holen und auf die Wunde drauftun. Das stoppt die Blutung und wirkt antiseptisch.
Baba, das ist mein Mann, machte sich daran einen Hühnerstall zu bauen. Baba is ein Baba (Sadhu) und heisst komplett Baba Tilak Nath, aber alle nennen ihn einfach nur Baba.
...falls es jemanden interessiert, hier ein Link zum Thema Baba:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sadhu
Hühnerstall bauen ist gar nicht so einfach, vor allem, wenn man nicht genügend Material da hat. Die Kücken würden wohl die Nacht im Karton verbringen müssen. Abends sperrten wir alle anderen Tiere weg, und die Kücken durften im Wohnzimmer rumrennen. Patty war ganz schön hart im Nehmen. Dafür, dass sie nun ein Loch im Hals hatte, schien es ihr richtig gut zu gehen, sie flitzte mit ihren Geschwistern um die Wette, scharrte und pickte. Vielleicht wächst das Loch ja wieder zu.
Gestern war seit langem unser erster Tag allein im Haus. Sonntag Nachmittag ist unser letzter Gast gefahren. Es war schon komisch auf einmal gar niemanden um sich rum zu haben, aber auch einmal wieder schön, ganz für sich zu sein.
Unser Guesthouse ist eigentlich gar kein richtiges Guesthouse, wir haben nur zwei Zimmer, aber da es ein Haus ist und wir ein Zimmer an Gäste vermieten ist es eben auch doch irgendwie ein Guesthouse.
Also waren wir gestern bei unserer Nachbarin Champa zum Chai eingeladen. Wir sassen gemütlich auf ihrer Terrasse und plauderten, als ein Mann mit einem Riesenkorb auf dem Kopf banlanzierend um die Ecke kam. "Oh, der Hühnermann, wollt ihr Hühner kaufen?" fragte uns Champa.
Tatsächlich hockten in dem grossen Korb unzählige braune und graue piepsende Kücken, die ihre Köpfe durch das Netz steckten, das den Korb bedeckte. Der Assistent des Hühnermannes half ihm den Korb vom Kopf runterzuheben, damit wir sie uns von Nahem ansehen konnten. Die waren schon niedlich! Eigentlich wollte ich schon immer Hühner haben. Schon in Spanien hatte ich immer gesagt, dass wenn ich einmal ein Haus hätte, ich unbedingt drei Hühner haben wolle. Hühner sind doch nette Wesen und ausserdem legen sie leckere Frühstückseier.
"Was kosten die denn?" wollte Champa wissen. "30 Rupien das Stück." (das sind ca. 50 cent)
"Viel zu teuer!" meinte Champa und tat so, als sei sie nicht weiter interessiert. Am Ende wurde der Preis auf 25 Rupien runtergehandelt und so waren Champa und wir nun stolze Besitzer von jeweils vier plüschigen Kücken. Moti und Neela, unsere Hunde, waren ganz aufgeregt, und dachten wohl, dass das was da im Karton rumkratzt heute Abend auf den Tisch kommt. Das müssen wir denen ersteinmal beibringen, dass die Hühner unsere Freunde sind, und nicht gefressen werden dürfen! Ob das wohl unser unmöglicher Kater auch verstehen würde? Das ist nämlich ein ganz Wilder, klaut regelmässig aus der Küche wenn man nicht aufpasst, hat schon mehrere Vögel gefangen und gefressen, und eine ganze Mäusesippe, die wohl bei uns in der Nähe gehaust hat, an einem einzigen Abend ausgerottet. Mit einem Skorpion hat er auch schon rumgespielt, den haben wir ihm dann aber vorsichtshalber doch weggenommen. Den Kater haben wir vor einem halben Jahr übrigends auch von Champa adoptiert. Er war ein Waisenkind, gerade einmal 3 Wochen alt und noch viel kleiner als die Kücken. Champa war davon überzeugt er sei eine Katze und hat ihn Pushpa getauft. Pushpa bedeutet Blume in Sanskrit. Nun hat unser Kater eben einen Mädchennamen. Dabei dachte ich mir das schon, den rote Katzen sind normalerweise nie weiblich. Hoffentlich hat das mit den Hühnern besser hingehauen und ich hab nachher nicht 4 Hähne, die uns morgends um vier krähend aus dem Bett schmeissen. Daheim angekommen, kam ich auf die geniale Idee Pushpa ein Kücken vor die Nase zu halten und ihm zu erklären, dass das nicht gefressen werden darf. Noch bevor ich erste Wort herausbrachte, hatte Pushpa schon wortwörtlich in das Kücken gebissen. Unglaublich! Ich schrie und jagte Pushpa zum Teufel. Er liess das Kücken, das wir Patty getauft hatten, los und versteckte sich. Das Kücken rannte ganz verstört hin und her. Als wir es endlich eingefangen hatten, sahen wir, dass es ziemlich stark am Hals blutete und Pushpa mit seinen Reisszähnen ein Loch durch einen Knochen gebohrt hatte. Armes Ding! Kein gutes Karma! Bin ich nun ein Kückenmörder? Schnell in die Küche, Gelbwurzpulver holen und auf die Wunde drauftun. Das stoppt die Blutung und wirkt antiseptisch.
Baba, das ist mein Mann, machte sich daran einen Hühnerstall zu bauen. Baba is ein Baba (Sadhu) und heisst komplett Baba Tilak Nath, aber alle nennen ihn einfach nur Baba.
...falls es jemanden interessiert, hier ein Link zum Thema Baba:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sadhu
Hühnerstall bauen ist gar nicht so einfach, vor allem, wenn man nicht genügend Material da hat. Die Kücken würden wohl die Nacht im Karton verbringen müssen. Abends sperrten wir alle anderen Tiere weg, und die Kücken durften im Wohnzimmer rumrennen. Patty war ganz schön hart im Nehmen. Dafür, dass sie nun ein Loch im Hals hatte, schien es ihr richtig gut zu gehen, sie flitzte mit ihren Geschwistern um die Wette, scharrte und pickte. Vielleicht wächst das Loch ja wieder zu.
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